12. Ringen um das Profil (1981-1985)

 

 

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Astrid Krenz und Daniel Minetti

 

 

12.8  Neue Talente dringen vor

Berlin war das impulsgebende Zentrum der Theaterkunst in der DDR. Bei Gastspielen im Ausland zeigte sich immer wieder, welch hohe Wertschätzung die Berliner Theater auch international genossen. Das galt für die Opernbühnen, die Deutsche Staatsoper und die Komische Oper, wie für die Schauspielhäuser, das Deutsche Theater mit den Kammerspielen, das Berliner Ensemble, die Volksbühne und das Maxim Gorki Theater.

Das Fluidum der Theaterstadt Berlin wurde jedoch nicht nur von diesen führenden Bühnen bestimmt. Da sind zu nennen: das theater im palast, eine experimentierfreudige Bühne, das Theater de Freundschaft, speziell für Jugendliche und Kinder, das Metropol-Theater, wo Operette und Musical zu Hause waren, die kleine Bühne «Das Ei», wo der Schwank und die Posse eine Heimstatt gefunden hatten, das Kabarett «Die Distel» und das Puppentheater.

Dazu kamen - sehr belebend für die Theaterszene — kleine Spielstätten der großen Häuser: an der Volksbühne das Sternfoyer und das Theater im 3. Stock, am Maxim Gorki Theater die Studiobühne, am Berliner Ensemble die Probebühne. Dort wurden in sehr unmittelbarer Kommunikation mit dem Publikum die unterschiedlichsten Stücke ausprobiert. Dazu zählt auch das alternative „theater 89“, eine von überkommenen Strukturen unabhängige Bühne.

 

 

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Herbert Sand                                 Hartmut Schreier

 

Schließlich seien die Bühnen der Hochschule für Schauspielkunst erwähnt, das Studiotheater „bat“ in der Belforter Straße, in dem insbesondere das Institut für Schauspielregie seine Produktionen vorstellte, die Studiobühne «Wolfgang Heinz» in der Schnellerstraße, wo regelmäßig Arbeitsergebnisse im Szenenstudium gezeigt wurden, sowie die Puppenbühne im Bruno-Bürgel-Weg, die Kindergärten und Schulen zu ihren Vorstellungen einlud.

Ehemalige Absolventen der Schauspielschule beziehungsweise der Hochschule wirkten an allen Berliner Bühnen. Gewiss wurde der gute Ruf Berlins als Theaterstadt nicht allein von diesen Künstlern bestimmt, aber ihr von subjektiven Manieren und vor allem von Effekthascherei freies, stets auf Wesen und Charakter der Figuren orientiertes Spiel bestimmte in hohem Maße die Qualität der Schauspielkunst. Absolventen der Schule prägten Jahr für Jahr das Profil der Berliner Bühnen verjüngend mit. Vom letzten Jahrgang der siebziger Jahre war schon die Rede, von Katrin Klein, Frank Lienert (Deutsches Theater), Katrin Knappe, Hartmut Schreier und Herbert Sand (Volksbühne). Doch nicht nur in Berlin, überall im Lande waren Talente im Kommen, Absolventen, die alsbald auf sich aufmerksam machten und zu den Spitzenkräften zählten. Dagmar Manzel (1980) sei genannt, eine viel beachtete Maria Stuart am Staatsschauspiel Dresden. Sie wechselte nach Berlin und spielte am Deutschen Theater sehr wandlungsfähig eine selbstbewusste Rosaura in Calderons «Leben ist Traum».

Um zunächst in der „Provinz“ zu bleiben: In Dresden gab Joachim Nimtz (1982) sehr eindrucksvoll einen redlich-forschen, tatendurstiger Siegfried in Hebbels «Siegfrieds Tod», dort überzeugte Christoph Hohmann (1985) als zartfühlender Achilles in Kleists «Penthesilea». Am Nationaltheater Weimar machten Martina Schumann (1983) als Thekla und Axel Wandtke (1983) als Max Piccolomini in Schillers «Wallenstein»-Trilogie auf sich aufmerksam, am Staatsschauspiel Schwerin Ulrike Krumbiegel (1983) als Iphigenie in Euripides' Tragödie und als Minna von Barnhelm.

 

 

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Corinna Harfouch

 

Und Berlin: Corinna Harfouch (1981) ist zu nennen. An der Volksbühne bot sie eine jugendlich-kapriziöse Lady Macbeth in Heiner Müllers Bearbeitung des Shakespeare-Dramas, am Berliner Ensemble war sie in Goethes «Urfaust» eine Margarete von gesunder, ursprünglicher Natur und in «Troilus und Cressida» von Shakespeare eine zungenfertige Cressida, bei der sich der Schmelz beseligender junger Liebe und die spröde Abgründigkeit weiblicher Raffinesse vereinigten. Am Berliner Ensemble wussten Kirsten Block (1982), Manuel Soubeyrand (1982) und Michael Kind (1982) zu gefallen, am Maxim Gorki Theater Daniel Minetti.

 

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                                      Manuel Souebeyrand                  Michael Kind                                Dietmar Burkhard

 

 

 

An der Volksbühne hatte sich eine Gruppe von Absolventen der frühen achtziger Jahre alsbald einen Namen gemacht. Beachtlichen Erfolg hatte Reiner Heise (1981) als urkomischer alter Mahon, als Vater Christopher Mahons, des «Helden der westlichen Welt» von Synge, den Dietmar Burkhard (1981) gab. Astrid Krenz (1981) spielte in dieser Inszenierung die kleine Pegeen Mike und war als Selma Knobbe, als eine freche, zähe, halbwüchsige Kröte in Hauptmanns «Ratten» erfolgreich. Michael Lucke (1981) war ein dynamisch-kraftvoller Alexej in Wischnewskis «Optimistischer Tragödie».

 

 

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Reiner Heise                                            Michael Lucke

 

 

Und schon kündigten sich neue Talente an. Um einige zu nennen: Boris Aljinovic, Andrea Aust, Oliver Bäßler, Stephan Baumecker, Uwe Dag Berlin, Nils Brück, Thomas Dannemann, Peter Dehler, Thomas Dehler, Judith Engel, Nadja Engel, Robert Gallinowski, Claudia Geisler, Amina Gusner, Petra Hartung, Christine Hoppe, Deborah Kaufmann, Anja Kling, Gerit Kling, Gundula Köster, Bernd Michael Lade, Tobias Langhoff, Jan Josef Liefers, Susanne Lüning, Sven Martinek, Claudia Michelsen, Daniel Morgenroth, Torsten Michaelis, Martin Olbertz, Milan Peschel, Torsten Ranft, Anke Salzmann, Pierre Sanoussi-Bliss, Jenny Schily, Gabriela Maria Schmeide, Götz Schubert, Kay Bartholomäus Schulze, Susanne Simon, Stefan Staudinger, Bernd Stempel, Jürgen Trott, Kathrin Waligura, Dirk Wäger.

 

 

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     Andrea Aust                                           Oliver Bäßler                           Nils Brück                       Thomas Dannemann                  

 

 

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   Peter Dehler                         Thomas Dehler                        Judith Engel                           Nadja Engel                      

 

 

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Robert Gallinowski                 Claudia Geisler                     Petra Hartung                    Christine Hoppe       

 

 

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  Deborah Kaufmann                   Anja Kling                                Gerit Kling                     Gundula Köster              

      

 

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    Bernd Michael Lade              Tobias Langhoff                       Jan Josef Liefers                    Sven Martinek             

 

 

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               Claudia Michelsen           Daniel Morgenroth      Milan Peschel         Torsten Ranft                 Anke Salzmann               

 

 

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        Pierre Sanoussi-Bliss                 Jenny Schily                       Gabriela Maria Schmeide           Götz Schubert                   

 

 

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Susanne Simon                 Bernd Stempel               Jürgen Trott              Kathrin Waligura                Dirk Wäger

 

 

 

Die gute „Absolventen-Bilanz“ stimmte zuversichtlich für die Zukunft der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin.

 

 

 

 

 

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