12. Ringen um das Profil (1981 –1985)
Sprecherziehung
Simone
Thomalla bei Klaus Klawitter
12.4 Der Studiengang
An der Hochschule studiert ein
Student vier Jahre. Obwohl der Studiengang, also die
Abfolge der zu absolvierenden Lehrgebiete, von Jahr
zu Jahr überdacht, auf Effektivität überprüft und gegebenenfalls neu disponiert
wird, hat sich eine relativ klare Grundstruktur ergeben.
Im 1. Studienjahr beginnt das Studium
mit der schauspielerischen Grundausbildung - dem Improvisations-Seminar. Es beginnt die
Sprecherziehung, die Ausbildung in Bewegung, Fechten und Akrobatik. Die theoretischen Unterrichte beginnen mit den
Gesellschaftswissenschaften und Theaterwissenschaft. Auch die musikalische
Ausbildung fängt an.
Akrobatik bei Horst Beeck
Mit dem 2. Semester im 1. Studienjahr
setzt der Schauspielunterricht ein nach dem schon von Reinhardt
herrührenden Prinzip des Gruppen-Unterrichts. Ein Studienjahr von 35 bis 40
Studenten wird in acht bis zehn Arbeitsgruppen aufgeteilt. Jede Gruppe arbeitet
mit einem Dozenten eine Szene aus der Weltdramatik. Nach etwa sechs Wochen wird
das Ergebnis den Lehrkräften und den Studenten vorgestellt und von den Dozenten
ausgewertet. Entsprechend den Resultaten werden für einen nächsten Turnus
andere Gruppen zusammengestellt, um erneut ein, zwei Szenen zu arbeiten. Der
Student wechselt also die Partner und auch die Dozenten, was seine künftige
Flexibilität und Disponibilität entscheidend fördert.
Stepp-Unterricht
bei Ute Kobrow
Am Ende des 1; Studienjahres bereiten die
Studenten zusätzlich zum Unterricht in eigener Initiative kleine Programme -
literarisch-musikalischer, aber auch szenischer Art — vor, mit denen sie am
Studenten-Sommer in Berlin teilnehmen. Hier werden sie meist erstmalig mit
fremden Zuschauern konfrontiert, die in diesem Falle in ihrem Alter sind.
Fecht-Unterricht bei Christof
Walther
Im Verlauf des 2.Studienjahres werden im schon genannten
Rhythmus Szenenstudien durchgeführt, wobei die Dramatik anspruchsvoller wird.
Auch werden jetzt meist zwei bis drei Szenen einstudiert, so dass das
Szenenstudium in gewissem Sinne zugleich ein Rollenstudium ist. Bei der Auswahl
der Stücke wird angestrebt, dass der Student im Verlaufe seines Studiums
möglichst allen wesentlichen Epochen des Welttheaters begegnet.
Bewegungs-Unterricht bei Vera
Naumann
Im 3. Studienjahr wird im Hauptfach Schauspiel das
Szenenstudium fortgesetzt, nunmehr in der Regel mit jeweils drei, vier Szenen.
Damit ist eine weitere Annäherung an das Spielen eines kompletten Stückes
erreicht. Am Ende des 3. Studienjahres folgt in sogenannten
Werkstatt-Programmen erstmalig eine Stück-Interpretation, und zwar als Training
der Arbeit im Ensemble mit dem Ziel - sofern die Inszenierung gelingt -, auch
vor Publikum zu spielen.
Auf theoretischem Gebiet wird eine Abschlussarbeit
geschrieben. Als Diplomarbeit am Ende des Studiums werden die künstlerischen
Leistungen im 3. und 4. Studienjahr in die Wertung genommen, im Prinzip die
Leistung in einer stücktragenden Rolle. Hier wird von den Pädagogen sehr
differenziert vorgegangen.
Der Beginn des 4. Studienjahres ist auf das
Absolventen-Vorspiel orientiert: Intendanten, Oberspielleiter und Regisseure
der Theater kommen in die Hochschule, um sich die Absolventen anzusehen und
gegebenenfalls zu engagieren. (Diese Vermittlung an die Theater war ein
Vorgang, bei dem versucht wurde, die gesellschaftlichen und die persönlichen
Interessen so weit wie möglich in Übereinstimmung zu bringen. Manchmal hatte
ein Student zehn, der andere nur ein Angebot. Da die Ausbildung in der DDR
geplant vor sich ging — also nicht mehr Schauspieler ausgebildet wurden, als
die Theater brauchten -, bekam jeder Absolvent ein Engagement.) Nach dem
Absolventen-Vorspiel suchen die Studenten die Theater auf, um ihre künftige
Arbeitsstelle kennenzulernen. Meist kommt es zum Abschluss, gelegentlich auch
schon zur Übernahme einer Rolle.
In der Regel werden vom 4. Studienjahr nach dem
Intendanten-Vorspiel noch ein, zwei Studioinszenierungen gearbeitet, im
günstigsten Falle in Kooperation mit einem Berliner Theater. Angestrebt wird,
das Studiotheater in der Belforter Straße stärker als bisher für solche
Studioinszenierungen zu nutzen.
Weiter zu
„Straßentheater am Alex“