12. Ringen
um das Profil (1981 –1985)
12.5 Straßentheater am Alexanderplatz
Angefangen hat das Gaudi 1984. Die
Studenten des damaligen 1. Studienjahres hatten sich
mit großem künstlerischem Engagement auf den sogenannten Berliner Studentensommer vorbereitet, aber die Organisatoren des «3. Semesters» sahen partout keinerlei Auftrittsmöglichkeit. Diese Art Aktivität war nicht vorgesehen
gewesen. Eine groteske Situation! Glücklicherweise erlebte ein Vertreter der
Abteilung Kultur des Berliner Magistrats die Enttäuschung der Studenten, die ihre Generalprobe durchführten, obwohl sie wussten, dass sie für
den Studentensommer gar nicht gebraucht wurden, und regte Auftritte an der Rathausstraße im Rahmen des Berliner Kultursommers an. So kam es zum Straßentheater am Alexanderplatz.
Durch die Attraktivität der Szenen
wurden die Passanten angelockt und zum Verweilen bewegt. Mehrere Vorstellungen am Tage erfreuten sich alsbald des regen
Zuspruchs der Berliner und ihrer Gäste aus nah und fern. Eine neue Tradition war geboren: Straßentheater in Berlin, gespielt von Studenten der Hochschule für Schauspielkunst.
1985 wurde — vom nunmehr 2.
Studienjahr - nicht nur auf einer Podiumsbühne an der
Rathausstraße gespielt, sondern auch auf der Schloßinsel in Köpenick, und das
in der Regel dreimal täglich.
Eine der Erfahrungen des Vorjahres
war: Heitere Stücke finden bei den
vorwiegend aus Laufpublikum bestehenden Zuschauern
den meisten Anklang. Entsprechend wählten
die Studenten das neue Programm aus.
Am Alexanderplatz pflegte das Gaudi
mit einem Umzug der Komödianten zu beginnen.
«Unter Rufen, Singen, Pfeifen, Winken wirbeln sie über die Rathausstraße.
Buntes, temperamentvolles Werben der Studenten... vor jeder
Aufführung. Verblüffte, irritierte, dann aber sich erhellende Gesichter unter den Straßenpassanten. Gern lassen sie sich locken von der Zauberwelt des Theaters, die neue, vergnügliche Lichter in ihre Sommerferienstimmung zu tragen verheißt...» (12.9)
«Unser Straßentheater lebt davon, daß
wir alle voll überschäumender Spiellaune stecken», meinte Götz
Schubert, einer der spielenden Studenten. «Wir
sind unsere eigenen Dramaturgen, Regisseure, Bühnenbildner, Requisiteure
und Kostümgestalter.» Matthias Freihof erklärte: «Wir lernen dabei, was
Ensemblearbeit bedeutet, das Aufeinandereingehen, das Zuspielen.» Andrea Lüdke
ergänzte: «Man kann so und so lachen, nur mit dem Bauch oder auch
mit dem Kopf.» Und Götz Schubert wünschte sich und seinen Kommilitonen: «Wir
möchten, daß die Leute Lust bekommen, uns wiederzusehen.» (12.10)
In der Tat hatte sich in kurzer Zeit so etwas wie ein
kleines Stammpublikum herausgebildet. Manch ein Zuschauer war nämlich neugierig
darauf geworden, alle Szenen zu sehen, die die Studenten vorstellten.
Zu den Absolventen dieses Zeitraumes zählen auch Klaus
Bieligk, Dirk Glodde, Thomas Harms, Kathi Lier, Florian Martens, Thorsten Merten, Detlef Nier, Mathis Schrader und
Matthias Zahlbaum.
Anmerkungen:
12.9 Marlies Dieckmann, Die Komödianten sind da!, in: Für Dich,
Berlin, Nr. 34/1985 Zurück
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12.10 Ebenda Zurück zum Text
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