„Der Komet“ von August Wilhelm Iffland im
„Ei“, der Kleinen Bühne des Friedrichstadtpalastes, Regie Peter Bause
Ein Komet in der Brüderstraße
Der Saison-Ausklang der Berliner Theater ist
alljährlich fest im Griff des „Ei", der Kleinen Bühne im Friedrichstadtpalast.
In bewährter Weise wird im traulichen Hof der Brüderstraße 13 lustgespielt.
Regie führt diesmal Peter Bause. Unter seiner
Obhut und mit seinen Einfällen steigt der „Komet", eine Posse von August
Wilhelm Iffland (1759-1814), erfreulich leuchtend in den Berliner
Sommer-Theater-Himmel. Bauses Stück-Einrichtung und Klaus Fischs Liedtexte
(Musik: Henry Krtschil) lassen ahnen, zu welch aktuell gewürzter Frische selbst
zopfige Possen aufgemöbelt werden können. Steht da eine Hausse ins Haus?
Der Erfolg der Aufführung sollte Mut machen.
Bause hat Gespür für Situationskomik, arbeitet zurückhaltend klamottig und läßt
Vorgänge komisch ausspielen. Was ihm die Schauspieler mit Spiellaune danken.
Herbert Köfer gibt den treuherzigen
Buchbinder Bader, der auf die Mär des Scharlatans Krappe (Achim Wolff)
hereinfällt, ein Komet werde punkt zehn Uhr die Erde vernichten. Weswegen Bader
für dieses Leben mit Geld nichts mehr im Sinn hat, sehr zum Ärger des
Gerichtsdieners (Johannes Achtelik) und sehr zum Kummer der Ehefrau
(Hellena-Maria Büttner) und der Tochter Justine (Susanne Lüning als ein rechtes
Seelchen). Aber Krappes Plan mißlingt, noch vor dem Weltuntergang Justine zu
freien. Ihr Freund, Advokat Grünstein (Jörg Steinberg), überführt den
Quacksalber. Wieder einmal siegt die Vernunft.
Das Publikum wußte es beifällig zu würdigen.
Neues Deutschland, 6. Juli 1990